Durch das Projekt "Aktionsbündnis Biodiversität" sind wir in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal aus Ostritz zu den Blühflächen gelangt. Es sollten insgesamt 80 Blühflächen mit einer Fläche von insgesamt 4,8 ha im gesamten Landkreis Görlitz entstehen. Nach drei Jahren Laufzeit haben wir sogar 96 Flächen mit 5,1 ha geschafft. Dabei wurden sie sowohl auf privaten, kommunalen als auch gewerblich genutzten Standorten umgesetzt. Außerdem konnten wir in der Zeit zwei Workshops für Bauhofmitarbeitende zur extensiven Wiesenpflege und einen Workshop für die Teilnehmenden des Projektes durchführen.
Blühflächen sind nicht nur schön auszusehen, sondern dienen Schmetterlingen, Käfern und Bienen als wichtige Nektar- und Pollenquelle. Werden die Blühflächen zusätzlich extensiv gepflegt können sie außerdem den anderen Entwicklungsstadien der Insekten dienen: Ei, Larve und Puppe. Diese sogenannten "Präimaginalstadien" der Insekten brauchen oft viel Zeit um sich an den Blättern, Stengeln oder Blüten der zahlreichen Pflanzen satt zu essen. Bis der fertige Falter erscheint, darf das Tier ebenfalls nicht in der Puppenwiege gestört werden. Während die meisten Insekten ihre Puppenwiege wenige Zentimeter tief im Boden beziehen, gibt es einige Arten, welche bspw. als Larve oder Puppe in hohlen hoch abgeschnittenen Stengeln überwintern. Um der Vielfalt auf unseren Blühflächen gerecht zu werden und eine nachhaltige Entwicklung der Flächen anzustreben, möchten wir die verschiedenen Pflegevarianten auf dieser Seite möglichst überschaubar vorstellen.
Im Folgenden Abschnitt werden drei Mahdvarianten vorgestellt. Für die Artenvielfalt/ Insekten sind Drittelmahd oder wechselseitige Mahd zu bevorzugen. Falls diese aus praktischen Gründen nicht realisierbar sind oder sie nicht für schön empfunden werden, bietet die extensive Wiesenmahd immernoch Rückzugsmöglichkeiten für Insekten.
Für die Mahd ergeben sich generell folgende Termine:
Für Insekten ist eine kontinuirliche Pflege wichtig. Entscheiden Sie sich also für die frühe oder späte Variante und versuchen Sie diese einzuhalten.
Bei der Drittelmahd oder Rotationsbrache wird jeweils ein Drittel der Fläche im Frühjahr und im Herbst gemäht. Das letzte Drittel bleibt ungemäht. Dieses wird erst im folgenden Jahr als erstes gemäht.
Die Drittelmahd/ Rotationsbrache ist besonders bei größeren Flächen von Vorteil, da nur ein relativ kleiner Teil gemäht und abtransportiert werden muss.
Durch die unterschiedlichen Mahdzeitpunkte bietet diese Variante die meisten Nischen für Insekten.
Bei der Wechselseitigen Mahd wird jeweils die Hälfte der Fläche im Frühjahr und Herbst gemäht. Im folgenden Jahr wird gewechselt.
Die Wechselseitige Mahd ist für alle Flächengrößen geeignet.
Es fällt im Gegensatz zur Drittelmahd mehr Mahdgut an. Da kein Aufwuchs aus dem Frühjahr stehen bleibt, verbleibt kein hoher brauner Aufwuchs über den Winter. Um dieses "saubere" Bild zu erhalten, sind spätere Mahdtermine zu bevorzugen.
Bei der extensiven Wiesenmahd wird bei jeder Nutzung nur ein kleiner Teil der Fläche stehen gelassen (10 - 30 %). Zur nächsten Mahd wird ein anderer Bereich ausgewählt und der letzte mitgemäht.
Diese Variante ist für mittlere und große Flächen besonders geeignet.
Da ein Großteil gemäht wird, sind diese Wiesen relativ "sauber". Das Mähen wird leichter, da weniger Biomasse geschnitten und abtransportiert werden muss.
Sie arbeiten im öffentlichen Bereich? Wählen Sie für die ungemähten Bereiche eine geometrische Form (Kreis, Rechteck, Ellipse) und einen offensichtlichen Bereich aus. Lassen Sie keinen ungemähten Bereich direkt an einer Hecke oder Mauer und in schlecht einsehbaren Bereichen stehen. Für Nachbarn könnte der Eindruck erweckt werden, dass die Fläche vergessen worden wären und sich niemand darum kümmert. Werden ungemähte Bereiche "herausgestellt" sieht es gewollt aus und besorgte Anrufe können vermieden werden.
Hier sollen die verschiedenen technischen Geräten mit ihren Vor- und Nachteilen kurz vorgestellt werden. Warum wir den Rasenmäher nicht erwähnen? Die Vegetation einer Blühfläche kann unter Umständen sehr hoch und dicht werden. Rasenmäher verstopfen bei der Mahd einer hochgewachsenen Blühfläche zu oft um sie verwenden zu können. Wer eine Blühfläche anlegen möchte, sollte sich daher um entsprechend geeignete Mähtechnik kümmern.
Die Sense ist das beste Werkzeug, um insektenschonend zu arbeiten. Sie verlangt allerdings relativ viel Kraft ab und muss immer wieder gedengelt werden, um scharf zu bleiben. Dafür sind die Anschaffungskosten inkl. Wartungswerkzeug relativ gering (ca. 100 €).
Es gibt zahlreiche Varianten, die sich im Stiel (Worb), Blattlänge - und Form sowie dem Material unterscheiden. Im Internet finden sich schnell zahlreiche gute Ratgeber und Tipps. Wir möchten darauf hinweisen, dass sich Blätter aus weichem und dickem Stahl nicht eignen. Sie lassen sich nicht schärfen und sind zu schwer.
Balkenmäher ersetzen in der heutigen Landschaftspflege/ dem Naturschutz die Handsense, indem sie unten die Vegetation abschneiden und gleichzeitig viel Fläche bearbeiten können. Nachteile bestehen darin, dass sie recht wartungsaufwendig und teuer sind. Der Einsatz ist vor allem bei größeren Flächen um 1.000 qm geeignet.
Wir möchten darauf hinweisen, dass die besonders preiswerten Modelle (300 bis 800 €) nicht geeignet sind, um die dichte Vegetation einer Blühfläche zu mähen.
Wer technisch veranlagt ist, kann viel Geld durch den Kauf eines gebrauchten Gerätes sparen.
Kreiselmäher schneiden die Vegetation mit frei beweglichen Messerklingen unten ab und legen das Mahdgut durch die Rotationsbewegung zur Seite ab. Sie sind relativ günstig (ca. 1.000 €) und sehr pflegeleicht. In der Bedienung sind sie sehr ähnlich zum Benzinrasenmäher. Aufgrund der schmalen Arbeitsbreite sind sie für kleine bis mittlere Flächen besonders geeignet (200 - 700 qm). Beim Kauf empfehlen wir auf den Abstand des Schutzbleches zur Messertrommel zu achten. Ist dieser sehr schmal (wie hier abgebildet) neigt das Gerät zum verstopfen wenn besonders feuchte und dichte Vegetation geschnitten wird.
Die Motorsense ist zwar sehr laut, aber vielseitig einsetzbar (z. B. auch zur Entfernung von Gehölzaufwuchs). Die meisten kennen sie mit einem Plastikfaden als Mähkopf. Für Blühflächen ist es jedoch notwendig, die Motorsense auf ein Dickichtmesser („Stern“) oder ein vergleichbares Metallschneidwerk umzurüsten. Einige Kräuter, wie z. B. die Wilde Möhre, neigen dazu, sehr dicke Stängel auszubilden. Zur zweiten Mahd verholzen diese Stängel und können dann nicht mehr mit dem Faden geschnitten werden.
Für die Mahd einer Blühfläche sollte ein Gerät aus dem mittleren Preissegment gewählt werden, um über ausreichend Leistung zu verfügen. Mit der Motorsense können kleine bis mittlere Flächen bearbeitet werden (100 bis 500 qm).
Aufsitzmäher und Schlegelmulcher zerhäckseln die Vegetation vollständig und sind daher nicht für die Pflege einer artenreichen Blühfläche zu empfehlen. Werden solche Geräte eingesetzt, gewinnen ungemähte Bereiche umso mehr für die Insekten an Bedeutung. Die ungemähten Bereiche sollten dementsprechend größer gewählt werden. Bei Aufsitzmähern muss beachtet werden, dass sie bei sehr hoher Vegetation verstopfen können. Auf besonders wüchsigen Böden ist möglicherweise eine zusätzliche Mahd erforderlich, um die Pflege sicherzustellen.
Der wohl aufwendigste und oft unterschätzte Arbeitsschritt ist die Beräumung der gemähten Blühfläche und die anschließende Entsorgung.
Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, das Mahdgut für ein paar Tage liegen zu lassen, damit es aussamen kann. Besonders bei sonnigem Wetter fällt das Saatgut schneller aus. Wenn jedoch Regen angekündigt ist, raten wir davon ab. Es kann passieren, dass das Mahdgut nicht mehr genutzt werden kann (z. B. wenn es verfüttert werden soll), dass es durch die Feuchtigkeit schwerer wird oder dass es vergessen wird, da es schneller zusammenfällt. Bleibt es zu lange liegen, wächst die Blühfläche wieder durch und es wird schwieriger, das Mahdgut zu rechen oder aufzunehmen.
Artenvielfalt in der Wiese wird vor allem durch den Anteil von Kräutern beeinflusst. Je mehr krautige Pflanzenarten vorhanden sind, desto mehr Insektenarten können sich in der Wiese wohlfühlen. Da die meisten Kräuter Lichtkeimer sind, benötigen sie zum Keimen neben ausreichend Feuchtigkeit auch Sonnenlicht. Wird das Mahdgut nicht abgeräumt, fällt es mit der Zeit zusammen und mulcht die Oberfläche ab. Dadurch bleibt es zwar feucht, aber Licht wird vom Samen ferngehalten. Ohne Keimling kommt es zu keiner weiteren Entwicklung der Pflanze und die Artenvielfalt nimmt über mehrere Jahre ab, wenn die Fläche nicht mehr abgeräumt wird.
Um effizient das Mahdgut abzuräumen, sollten keine Haufen mit dem Rechen zusammen gekratzt werden. Stattdessen sollte entlang einer gedachten Linie das Mahdgut von links und rechts zu einer "Wurst" - den Schwaden - gekratzt werden (siehe erstes Bild). Entlang des Schwadens kann eine Plane gezogen werden, um das Mahdgut Meter für Meter mit einem Rechen und/ oder einer Heugabel aufzuladen.
Bei sehr kleinen Flächengrößen (bis 100 qm) kann noch eine Schubkarre für den Transport verwendet werden. Da auf den Blühflächen in der Regel relativ viel Biomasse aufwächst, muss bald auf andere Methoden zurückgegriffen werden. Im Naturschutz verwenden wir oft größere LKW-Planen (2x3 oder 3x5 m, siehe zweites Bild). Sie sind sehr robust und besitzen eine sehr glatte Oberfläche, wodurch sie leicht über die Wiese gezogen werden können. Online können sie recht günstig erworben werden. Von Gewebeplanen raten wir ab, da diese schnell durch Abrieb beschädigt werden.
Wer einen Balken-, Kreisel- oder Aufsitzmäher/ Traktor besitzt, kann so eine Plane auch vom Gerät durch eine selbstgebaute Seilkonstruktion ziehen lassen. Das Mahdgut lässt sich mittlere Neigungen bergauf ziehen ohne von der Plane zu rutschen.
Besitzt die Fläche eine Neigung, sollte von oben nach unten gearbeitet werden. Durch das Ladungsgewicht lässt sich die Plane leichter nach unten ziehen.
Die wohl einfachste Methode ist es eine eigene kleine Fläche als Kompostplatz festzulegen. Über das Jahr fällt das Mahdgut sehr stark zusammen. Zum nächsten Jahr wird es nur noch einen Bruchteil des Volumens einnehmen.
Außerdem kann das Mahdgut zu einem Entsorger bzw. Kompostplatz gebracht werden. Im südlichen Teil des Landkreises sind die vorhandenen Annahmestellen allerdings sehr teuer.
Die sinnvollste Variante ist natürlich, das Mahdgut als Futter weiterzuverwenden. Seien Sie sich bewusst, dass nur lang geschnittenes Mahdgut an Tiere verfüttert oder in die Biogasanlage gegeben werden kann. Nicht jede Biogasanlage kann mit Mahdgut umgehen. Nicht jedes Tier und nicht jede Tierrasse kann mit Mahdgut von Blühflächen gleichermaßen umgehen. Mahdgut vom Rasenmäher oder Mulcher sowie ein größerer Anteil von Stöckchen und Giftpflanzen sind No-Gos für Biogas und Tiere.
Wenn Sie Kleintierhalter oder Landwirte in der Nachbarschaft anfragen, bieten Sie ihnen an, dass Sie das Mahdgut selber vorbeibringen. Erwähnen Sie, dass es von einer Blühfläche kommt und deshalb etwas länger und krautiger ist als von einer Wiese. An welche Tierart soll das Mahdgut verfüttert werden? Recherchieren Sie zu den Giftpflanzen dieser Tierart und prüfen Sie, ob sie auf Ihrer Fläche wachsen. Mit der App "Flora Incognita" können Sie KI-basiert durch ein Foto Pflanzenarten bestimmen.
Drittelmahd
Bisher konnten bereits 96 Blühflächen mit 5,1 ha im Landkreis umgesetzt werden.
Während der Begehung wird vor allem die Eignung als Blühfläche überprüft und Absprachen mit den Flächeneigentümern getroffen. Probleme bereiten vor allem aufgefüllte und steinige Böden. Am besten geeignet sind magere, lockere und sonnenbeschienene Böden. In diesem Fall ist sowohl die Lage, als auch der Untergrund gut geeignet gewesen.
Die bestehende Vegetation wird bei geeignetem Untergrund und ausreichend Platz mit einer Bodenumkehrfräse umgebrochen. Dabei wird die Grasnarbe zerschnitten und verwirbelt. Grobe Anteile werden nach unten gedrückt während oben ein feinkrümeliges Saatbeet entsteht.
In den kommenden Tagen und Wochen nach der Störung werden Samen und Wurzelreste von Gräsern erneut das Tageslicht suchen um ihren Platz wieder einzunehmen. Nach einiger Zeit müssen wir daher den Untergrund nochmal umbrechen.
Erst nachdem die bestehende Vegetation nochmal umgebrochen wurde hat das Saatgut eine echte Chance sich durchzusetzen. Ohne eine ordentliche Vorbereitung überwächst die alte Vegetation die Fläche bevor das teure Saatgut überhaupt zu keimen begonnen hat.
Unsere Saatgutmischung ist zertifiziert gebietsheimisch und besteht aus bis zu 37 verschiedenen Arten. Bereits 2 g/qm reichen für die Aussat aus. Um das Saatgut gleichmäßiger zu verteilen wird es großzügig mit Sand verschmischt und leicht befeuchtet.
Durch die Bodenwalze wird der Samen fest an den Boden gedrückt. Dies erhöht die Keimfähigkeit. Das Saatgut darf nicht eingearbeitet werden da die meisten Kräuter Lichtkeimer sie und sonst verdeckt wären.
Nach mindestens acht Wochen können erste Keimblätter der Aussaat beobachtet werden. Die erste Blühperiode ist dann allerdings noch weit entfernt.
Mit viel Geduld und etwas Glück kann bereits im ersten Jahr die erste Blütenpracht bestaunt werden. In diesem Beispiel zeigt sich der erste Blühaspekt durch den Klatschmohn ( Papavar rhoeas ), die Kornblume ( Centaurea cyanus ) und die Echte Kamille ( Matricaria chamomilla ). Diese einjährigen Kräuter, welche vor allem aus dem Ackerrandstreifen bekannt sind, werden in den kommenden Jahren immer weniger am Bestand beteiligt sein während zwei- und mehrjärige Kräuter zunehmen werden.
Dann kontaktieren Sie mich und vereinbaren einen kostenlosen Termin vor Ort:
Tristan Schirok
Mobil: +49 15201787278
E-Mail: bluehflaechen@lpv-zittauergebirge.de
Erreichbarkeit: Montag bis Mittwoch zwischen 08:00 und 15:30 Uhr
Bildrechte: Tristan Schirok (CC BY-NC-ND 4.0)
Bildrechte: Landschaftspflegeverband Zittauer Gebirge und Vorland e. V. CC-BY-NC 4.0 DEED